• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Audio-Technica ATH-G1WL: Kabelloses Gaming-Headset mit HiFi-Qualität?
    23. Oktober 2019 | 16:47

    Wenn die Rede von “Gaming-Headsets” ist, sind die Gefühle oft gemischter Natur. Vor allem Liebhaber des hochwertigen, audiophilen Equipments aus dem HiFi- und Studiobereich befürchten an dieser Stelle ein reines Marketingprodukt. Wo “Gaming” drauf steht, sei selten Qualität drin, dafür der Preis jedoch umso höher. Genau das möchte nun der Traditionshersteller Audio-Technica ändern, in dem er ebenfalls in den Gaming Sektor einsteigt. Das Ungewöhnliche daran: Audio-Technica stammt eigentlich aus einer ganz anderen Sparte, denn der Hersteller ist vor allem im HiFi-Segment für recht hohe Qualität bekannt. Und auch Produzenten schwören im Studio etwa auf den ATH-M50X, der mit einer ausgesprochen hohen Neutralität überzeugt. Gelingt es Audio-Technica also auch mit ihrem ersten schnurlosen Gaming-Headset ATH-G1WL die Konkurrenz in Sachen Klangqualität abzuhängen?

    Erster Eindruck
    Zumindest auf den ersten Blick beim Auspacken des Headsets macht das ATH-G1WL den Eindruck, als wüssten die Japaner, worauf es bei einem Qualitätsprodukt wirklich ankommt. Entgegen des üblichen Trends im Gaming-Bereich, auf leuchtende LEDs und auffällige Optik zu setzen, kommt das Headset von Audio-Technica ungewöhnlich schlicht daher. Optisch erinnert das Produkt eher an einen klassischen DJ-Kopfhörer: Die Muscheln sind groß, der Bügel stabil und die Polster sehen ganz so aus, als ob sie ziemlich bequem auf den Ohren sitzen würden. Was man hingegen nicht findet, ist irgendwelcher Schnickschack. Lediglich ein blauer Ring ziert das Äußere der Ohrmuscheln und ein kleines LED zeigt etwa den Akkustand oder die Verbindungssynchronisation an. Keine einstellbaren Farbwechsel, eigentlich nichts, was an ein typisches “Gaming-Produkt” erinnert. Sogar die Kabel, die durch den Bügel von einer Muschel zur anderen fließen, sind stellenweise offen sichtbar. “Hübsch” ist das vielleicht nicht in jeder Hinsicht, doch der typische Audio-Technica-Kunde weiß: Auf Klang kommt es an, nicht auf die Optik.

    Audio Technica ATH-G1WL

    Dafür kann sich die Ausstattung ansonsten durchaus sehen lassen und bietet im Grunde alles, was das Herz des qualitätsbewussten Gamers begehrt. Für den Dauereinsatz mit entsprechend hoher Abnutzung hat Audio-Technica derweil nämlich gleich mitgedacht: Ersatzpolster für die Ohrmuscheln liegen in der Verpackung nämlich bei und lassen sich bei Bedarf einfach austauschen. Das setzt sich dann auch beim restlichen Design des Headsets fort, denn ähnlich wie bei den Studioprodukten von Audio-Technica ist auch hier alles Störende austauschbar: Das Mikrofon etwa lässt sich abnehmen und wird mit einem gewöhnlichen 3,5mm Klinke Anschluss versorgt. Wer möchte, könnte im Grunde auch ein völlig anderes Mikrofon auf diesem Wege anschließen – wofür es allerdings keinen Anlass gibt, dazu aber später mehr. Das ebenso abnehmbare Ladekabel sorgt dafür, dass das ATH-G1WL innerhalb kurzer Zeit via USB aufgeladen wird und sorgt außerdem dafür, dass das Headset auch während dem Ladevorgang nutzbar ist. Und ansonsten findet sich lediglich ein kleiner USB-Stick für die Funkverbindung in der Verpackung, die die drahtlose Nutzung am Rechner recht einfach ermöglich.

    Einfach deshalb, weil in unserem Test mit dem aktuellen Betriebssystem Windows 10 die Einrichtung so problemlos verlief, wie nur irgendwie möglich: Den Stick einfach eingesteckt, wird das Headset automatisch als Audiogerät erkannt und ist innerhalb von Sekunden einsatzbereit. Die Installation eines Treibers war an dieser Stelle nicht einmal notwendig. Schade unterdessen jedoch, dass die Funkverbindung auch gleich die einzige Möglichkeit ist, das Headset zu verwenden: Wer doch lieber mal auf eine Kabelverbindung setzen möchte, weil eines seiner Geräte über keinen USB-Anschluss verfügt, wird schnell enttäuscht: Einen Klinkeanschluss gibt es nämlich lediglich für das Mikrofon, nicht jedoch für den Kopfhörer selbst. Das ist für den Einsatz als Allround-Kopfhörer eher schlecht, denn an eine normale Stereoanlage wird man das Headset so eher nicht anschließen können.

    Klang
    Das ist allerdings nicht unbedingt schlimm, denn das ATH-G1WL bietet sich geradezu an, auf eine normale Anlage tatsächlich zu verzichten. Beim Klang überzeugt das Headset nämlich auf ganzer Linie und muss sich nicht hinter so manchem HiFi-Kopfhörer verstecken. An die Studioqualität eines ATH-M50X mag das Headset dabei zwar nicht heran kommen, im Vergleich zu anderen “Gaming”-Produkten punktet das ATH-G1WL jedoch mit einer überraschenden Klangtreue und einer gewissen Neutralität. Insgesamt mag das Headset dabei allerdings einen kleinen Hang zum Bass haben, wohingegen die Mitten ein klein wenig dezent ausgefallen sind. Absolute Neutralität bekommen wir damit also nicht, von einem “Badewannen-Sound”, bei dem die Mitten gänzlich untergehen, kann man allerdings ebenso nicht sprechen. Vor allem Sprach- und Gesangswiedergabe wird immer noch hervorragend aufgelöst und ist gut verständlich, während gleichzeitig die Bässe kräftig wummern. Für den HiFi-Liebhaber, der nichts dagegen hat, dass die Schüsse im Ego-Shooter so richtig knallen, ist das also völlig im Rahmen und ein hinsichtlich des Klangs empfehlenswertes Produkt. Auch beim Test mit verschiedenen Musikgenres machte das ATH-G1WL einen insgesamt guten Eindruck, denn zu keinem Zeitpunkt klang der Sound zu verfälscht.

    Audio Technica ATH-G1WL

    Genau deshalb wird das Headset dann auch abseits des Gamings durchaus interessant. Als Ersatz für den Hifi-Kopfhörer beim reinen Musikhören kommt der Komfort des ATH-G1WL erst so richtig zur Geltung. Da kann man auch einfach mal den Musikplayer am PC anschmeißen, den Kopfhörer aufsetzen und sich 10 Meter entfernt kabellos auf die Couch legen – praktisch. Die Reichweite des Headsets reicht dabei durchaus auch durch eine Wand bis in den Nachbarraum und kommt ohne Aussetzer aus und vor allem die Tatsache, dass das Mikrofon abnehmbar ist, entwickelt sich in dieser Situation zu einem großen Vorteil. Schade ist nur, dass die Bedienelemente ein wenig klein und fummelig ausgefallen sind – selbst für kleine Finger. Mit den Tasten am unteren Rand der linken Muschel lassen sich so etwa der Kopfhörer und das Mikrofon getrennt voneinander ein- und ausschalten und natürlich die Lautstärke regeln. Im Test fiel dabei leider desöfteren negativ auf, dass wir anstelle des Lautstärkerades plötzlich doch mal den Schalter zum Ausschalten getroffen haben und die Tasten nicht gleich auf Anhieb fanden. Das liegt auch daran, dass alle Bedienelemente über die gleiche geriffelte Oberfläche verfügen und dadurch leicht verwechselt werden können.

    Eine kleine Zusatzfunktion, die wir nach unserem Test lieber nicht mehr verwenden wollten, findet sich dort übrigens auch: Mit einem Druck auf das Lautstärkerad konnten wir nämlich den “Virtual Surround Sound” einschalten. Der soll laut Hersteller angeblich die Räumlichkeit verbessern und so die Geräusche im Spiel besser ortbar machen. Tatsächlich aber haben wir festgestellt, dass dieser vor allem recht künstlich klingt und spätestens bei der Musikwiedergabe eigentlich nur noch stört. Beim reinen Gaming mag das insgesamt vielleicht weniger problematisch sein, dennoch klingt auch hier die normale Soundwiedergabe wesentlich natürlicher und wärmer. Generell fanden wir, dass die Ortbarkeit von Geräuschen auf Grund der ohnehin etwas breiteren Klangweite des Headsets im Vergleich zu HiFi-Kopfhörern auch im normalen Modus kein Problem darstellte, weshalb die Nutzung des Virtual Surround Sounds für uns im Test praktisch keine langfristige Option darstellte.

    Komfort
    Dafür allerdings verging uns nie die Lust, das Headset tatsächlich langfristig zu verwenden, denn es sieht nicht nur unglaublich bequem aus, sondern ist es auch. Die Polster sitzen hierbei wie passgenau auf den Ohren und werden auch nach stundenlanger Nutzung kein bisschen unbequem. Der robuste Kunststoff passt sich dabei hervorragend der Ohrform an und hat sogar eine gewisse Widerstandskraft gegenüber Verschmutzungen und Fettfingern. Mit gerade einmal 290 Gramm ist das Headset außerdem für ein Gaming-Headset vergleichsweise leicht ausgefallen – und das, obwohl sich eine Funkeinheit im Innern des Kopfhörers befindet. Und da sich die Muscheln wie bei einem DJ-Kopfhörer komplett drehen lassen, ist selbst die einseitige Verwendung des Headsets überhaupt kein Problem. Vielleicht – und das muss man an dieser Stelle ganz klar hervorheben – handelt es sich hier um das bequemste Gaming-Headset auf dem gesamten Markt. Bisher jedenfalls ist uns – trotz zahlreicher Besuche auf Messen – noch kein bequemeres Produkt in die Finger gekommen. Das macht das ATH-G1WL auch für Streamer zum perfekten Produkt, die den halben Tag lang ihre Spiele bei Twitch und Co. übertragen.

    Audio Technica ATH-G1WL

    Akku
    Das ist unterdessen auch problemlos möglich, denn Audio-Technica gibt eine Akkulaufzeit von etwa 15 Stunden mit einer einzigen vollständigen Ladung an. Diese Laufzeit kommt auch in etwa hin, denn bei unserem Test erreichten wir eine vergleichbare Nutzungsdauer. Und selbst wenn nicht, lässt sich das Headset wie weiter oben bereits erwähnt, auch problemlos während des Ladevorgangs weiter verwenden. Da steht auch einer 24-Stunden-Session bei Twitch oder einer anderweitigen professionellen Nutzung nichts weiter im Wege. Selbst für professionelle Liveübertragungen bietet das ATH-G1WL damit einen ausreichenden Ausfallschutz, denn sobald ein passendes Micro-USB-Kabel verfügbar ist, ist das Headset jederzeit einsatzbereit.

    Sprachqualität
    Dem professionellen Einsatz steht zum Glück aber auch das Mikrofon nicht im Wege. Obwohl gerade bei Funk-Mikrofonen an Gaming-Headsets desöfteren eine schlechte Klangqualität befürchtet wird, überzeugte das abnehmbare Schwanenhals-Mikrofon auf ganzer Linie. Dabei war nicht nur die Sprachqualität ausgezeichnet, sondern auch das Rauschverhalten war so gut, dass wir ein Rauschen bei den Aufnahmen praktisch gar nicht wahrnehmen konnten. Abstriche gibt es allenfalls insofern, dass das mitgelieferte Mikrofon nicht ganz an die Qualität eines Studio- oder Gesangsmikrofons herankommt – diesen Anspruch kann man bei einem Gaming-Headset allerdings auch keinesfalls haben. Trotz allem ist die Aufnahmequalität des Mikrofons hoch genug, dass man es auch hier selbst für professionelle Anwendungen z.b. bei Sportkommentatoren oder Fernsehübertragungen verwenden könnte. Und das ist – ohne zu übertreiben – schon eine ziemlich hohe Messlatte für ein “Gaming”-Produkt.

    Extras: Überflüssig oder notwendig?
    Zu bemängeln gibt es zumindest aus Sicht der meisten Gamer dann lediglich ein paar Features, die wir von anderen Gaming-Headsets gewohnt sind und die hier gänzlich fehlen. So hält es Audio-Technica etwa nicht für notwendig, irgendeine Software zu ihrem Produkt mitzuliefern, um die Klangeigenschafen anzupassen. Offenbar ist man der Ansicht, dass die von Haus aus vorhandene ausgeglichene Soundqualität vollkommen ausreiche und gar nicht verändert werden müsse. Und obwohl manche Gamer dies in Bewertungen bei diversen Shops bereits bemängeln, sagen wir an dieser Stelle: Zurecht. Gerade in Games ist die einigermaßen neutrale Klangwiedergabe absolut von Vorteil. Und wer unbedingt den Klang bei der Musikwiedergabe doch verändern möchte, bekommt dafür problemlos Equalizer in zahlreichen Programmen mitgeliefert. Dies tatsächlich über eine Kopfhörer-Software einstellen zu müssen, ist im Prinzip vollkommen überflüssig. Am Ende vermisst man dann lediglich ein visuelles Feedback, das mitteilt, ob der Surround Sound eingeschaltet ist, oder nicht.

    Fazit:
    Ein HiFi-Hersteller versucht sich im Gaming-Bereich: Mit dem Audio-Technica ATH-G1WL bekommen wir sowohl eines der bequemsten, als auch klanglich am besten überzeugendsten Gaming-Headsets, die aktuell auf dem Markt zu finden sind. Dabei mag man zwar noch nicht ganz an die Qualitäten eines reinen Studio-Kopfhörers herankommen, bietet aber im Gaming-Bereich ein Referenzprodukt, das sich selbst für professionelle Anwendungen bestens eignet. Bis auf verschmerzbare Kleinigkeiten wie etwas zu kleine Tasten und eine mangelnde Software ein in jeder Hinsicht empfehlenswertes Headset.