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  • Tropico 6
    El Presidente ist zurück – und auch dieses Mal muss er sich wieder um seinen kommunistischen Inselstaat kümmern, bevor er sich endgültig zu einer Bananenrepublik entwickelt. Und trotz der unermesslichen politischen Fähigkeiten des einzig wahren Staatsoberhauptes bekommt er es mit zahlreichen Fraktionen zu tun, die ihm unbedingt das Leben schwer machen wollen. Die Kapitalisten wollen eine Wirtschaftspolitik zu ihrem Gunsten, den Umweltschützern passt der dabei entstehende Dreck überhaupt nicht und von den Religiösen mit ihren seltsamen Moralvorstellungen wollen wir lieber gar nicht erst anfangen. Und als wäre das nicht bereits genug, bekommt er es auch noch mit den Großmächten der Erde zu tun, während El Presidente insgeheim versucht, den Kontostand seines Schweizer Bankkontos zu erhöhen, ohne dass davon irgendjemand etwas mitbekommt. Denn ihr wisst ja: Manche sind eben gleicher als andere. Wird es El Presidente also trotzdem gelingen, ein in jeder Hinsicht funktionierendes Land aufzubauen?

    “Der Kommunismus ist nicht gescheitert, er wurde einfach noch nie richtig umgesetzt”. Wir alle kennen dieses Argument wahrscheinlich nur allzu gut. Wie gut also, dass wir nun endlich wieder in die Rolle von El Presidente schlüpfen dürfen, um tatsächlich zu beweisen, dass eine kommunistische Bananenrepublik unter der Führung eines Diktators doch hervorragend funktionieren kann.

    Tropico 6

    In den Fußstapfen von Anno
    Mittlerweile geht die berühmte Aufbaustrategiespiel-Reihe „Tropico“ nämlich in die sechste Runde und Kenner wissen es bereits, dass es genau darum geht: In der Rolle eines Diktators ein wirtschaftlich funktionierendes Land aufzubauen, in dem die Menschen zufrieden leben können und auch die verschiedenen Oppositionellen irgendwie ruhig gestellt werden. Ein bisschen nach dem Prinzip der „Anno“-Reihe kümmern wir uns hier also auch um eine Insel und bauen dort vorwiegend eine Infrastruktur mit entsprechenden Produktionsketten auf. Dass die Macher älterer „Anno“-Spiele hier sogar mit von der Partie sind, ist dabei allerdings kaum zu übersehen: Zum ersten Mal bekommt es der Spieler gleich mit ganzen Inselgruppen zu tun, zwischen denen Waren und sogar Touristen transportiert werden. Je nach Lage unserer Rohstoffe geht es also auch darum, gleich mehrere Inseln auf einmal zu erschließen.

    Spaßige Politsatire
    Durch eine Einzigartigkeit zeichnet sich „Tropico 6“ aber dann doch aus, obwohl es insgesamt viele typische Genreelemente verwendet: Im Kern handelt es sich doch um eine ausgeklügelte und ziemlich absurde Kommunismussatire, bei der der Spieler es mit den absurdesten Szenarien zu tun bekommt. Dazu gehören natürlich auch „Gleichheitsexperimente“, bei denen wir in der Rolle des Diktators dem gesamten Volk die Häuser wegnehmen, damit es allen Menschen gleich schlecht geht. In einem anderen Szenario wiederum bekommen wir es mit einer KI zu tun, die wahllos mehr oder weniger sinnvolle Verordnungen erlässt und uns dazu zwingt, ähnlichen Unsinn auf Twitter zu posten, wie Donald Trump in seiner Freizeit. Und erst recht absurd wird es, wenn wir anderen Staaten den Krieg erklären, um ihnen über einen Broker selbst die eigens hergestellten Waffen zu verkaufen, mit denen der Feind dann gegen uns kämpfen darf – hauptsache wir werden reich um jeden Preis. Damit ist natürlich auch klar: Ganz ernst gemeint ist „Tropico 6“ zu keinem Zeitpunkt – dafür aber ziemlich witzig.

    Realismus durch Ineffizienz
    Im Vergleich etwa zum dritten und vierten Teil wurde der Schwierigkeitsgrad des Spiels dabei auch deutlich angezogen. Das macht natürlich Sinn, verleiht es dem Strategiespiel einen Hauch mehr Realismus: Irgendwie ist schließlich auch klar, dass Kommunismus nunmal einfach nicht effizient sein kann, wodurch es für uns zu einem richtigen Kampf wird, entgegen so manch absurder Mission unsere Insel erfolgreich zu machen. Da kann es auch schnell mal passieren, dass wir uns auf Grund der schlechten Planwirtschaft so stark verschulden, dass wir die Mission praktisch von neuem starten müssen. Oder aber es gelingt uns nicht, als autoritätes Staatsoberhaupt allen Fraktionen gleichermaßen gerecht zu werden, sodass uns das Volk früher oder später abwählt oder kurzerhand eine Rebellion anzettelt, um uns zu stürzen. In „Tropico 6“ gibt es viele Wege, das Spiel zu verlieren und gerade in den ersten Stunden kann das durchaus mal passieren.

    Tropico 6

    Simples Wirtschaftssystem
    Schade ist an der Stelle, dass das Wirtschaftssystem von „Tropico 6“ allerdings bei weitem nicht so komplex ausgefallen ist, wie es auf den ersten Blick den Anschein macht. Im Prinzip brauchen wir nämlich lediglich Produkte herstellen und ausreichend Transportbüros bauen, damit unsere Waren zum Hafen transportiert und dort exportiert werden können. Die Handelsabkommen, die es durchaus gibt, spielen dabei kaum eine Rolle und fungieren lediglich als Preismanipulator, um beim Export ein bisschen mehr Geld reinzubekommen. Tatsächlich aber wird davon abgesehen automatisch alles exportiert, was wir herstellen und nicht für andere Fabriken benötigen. Mit anderen Worten: Wir brauchen eigentlich nur teure Endprodukte aus einer dreiteiligen Produktionskette herzustellen und verdienen schon bald mit jedem ankommenden Frachter mal eben über 60000 virtuelle Dollar, mit denen wir schnell nahezu unbesiegbar werden. Wer den Dreh hier einmal raus hat, könnte „Tropico 6“ leider auch als etwas zu einfach empfinden.

    Geld ist alles
    Größtenteils ist Geld schließlich doch das Wichtigste, zu dem wir in diesem Strategiespiel gelangen können. Fließt das erst einmal in größeren Mengen, ist der Rest einfach: Die Aufgaben und Forderungen der Fraktionen sind mit dem richtigen Kleingeld schnell erfüllt, das Schweizer Bankkonto häuft reichlich Geld an und wenn das Volk dann doch mal unzufrieden ist, wird eben eine Imagekampagne gestartet oder eine Steuersenkung verordnet. Mit einem gewissen Vermögen alles kein Problem – zumal das Erfüllen der Fraktionsaufgaben zugleich die Zustimmung der Fraktionen erhöht und damit auch das Wahlergebnis positiv beeinflusst. Dem Spieler fällt es da schnell leicht, die anfänglich so komplexen Dinge wie Zufriedenheit, Politik, Wirtschaft und Finanzen im Auge zu behalten.

    Sinnlose Forderungen
    Ohnehin fällt bei fortschreitendem Spielverlauf auch auf, dass „Tropico 6“ insgesamt ein wenig repititiv und random ausgefallen ist. Lediglich die Hauptaufgaben innerhalb der Missionen, die wir zwingend erfüllen müssen, um das jeweilige Spiel zu gewinnen, haben einen echten Zusammenhang zur dazugehörigen Story und bringen die Mission erzählerich voran. Alle anderen Aufgaben und Forderungen – sei es vom Broker, den Fraktionen oder den Supermächten – sind rein zufällig gewählt und haben oftmals keinerlei Zusammenhang zum inhaltlichen Geschehen des Szenarios. Bei einem Neustart der Mission fällt dann sogar auf: Die Quests werden hierbei allesamt zufällig ausgewählt und wir bekommen völlig beliebige Aufgaben zugeteilt. Da kann es sogar durchaus Sinn machen, mal eine Aufgabe abzulehnen, denn kurz darauf erscheint vermutlich eine neue, sinnvollere Anforderung. Insgesamt hätte man den Algorithmus aber besser so gestalten sollen, dass sich die Aufgaben am Inhalt der Mission ausrichten.

    Tropico 6

    Süchtig nach El Presidente
    Insgesamt nimmt uns das aber nicht den Spaß, denn „Tropico 6“ hat trotzdem eine gewisse Langzeitmotivation. So random die meisten Aufgaben auch sein mögen, bleiben wir trotzdem am Ball und möchten möglichst viele davon erfüllen, um uns Vorteile wie zusätzliches Einkommen, einen besseren Fraktionsruf oder andere wichtige Dinge zu ermöglichen. Dabei entsteht schnell ein ähnlicher Suchtfaktor, wie man ihn von den meisten anderen Aufbaustrategiespielen auch kennt: Egal wie spät die Nacht auch wird, man möchte unbedingt doch noch ein weiteres Gebäude bauen und eine weitere Aufgabe erledigen. Und dafür gibt es mehr als reichlich Zeit: Die Mindestspielzeit, um alle Missionen durchzuspielen, beträgt dabei rund 35 Stunden. Damit ist „Tropico 6“ das wohl umfangreichste Spiel der gesamten Reihe.

    Der lange Weg in die Moderne
    Abwechslung gibt es dabei mitunter durchaus, denn nicht nur der Inhalt der Szenarien ist ansich schon absurd und amüsant, sondern es warten gleich vier verschiedene Zeitepochen auf den Spieler, in dem andere Herausforderungen eine Rolle spielen. Klein angefangen, wenn wir noch gar kein richtiger Presidente sind, sind unsere finanziellen Möglichkeiten eingeschränkt und die wenigen verfügbaren Industriezweige werfen ein nur überschaubares Einkommen ab. Später geht es dann in den Zweiten Weltkrieg, wo wir uns nicht nur mit Supermächten auseinandersetzen müssen, sondern auch einen Broker zur Seite gestellt bekommen, der mit dem Geld unseres Schweizer Kontos illegale Geschäfte für uns erledigt. Auch die Industrie wird ein wenig ertragreicher und ermöglicht dann die Herstellung von Autos und Plastik. Im späteren Kalten Krieg und der Moderneren Zeit bekommen wir es irgendwann dann mit zahlreichen Supermächten gleichzeitig zu tun und erhalten zusätzliche moderne Möglichkeiten zur digitalen Kriegsführung, industriellen Produktion und Stromerzeugung. Der Schwierigkeitsgrad kann durch eine Steigerung der Komplexität also durchaus noch zusätzlich steigen. So aber macht „Tropico“ erst so richtig Spaß.

    Leichter Einstieg für Kenner
    Besonders leicht fällt das natürlich Spielern, die bereits frühere „Tropico“-Spiele gespielt haben. Denn trotz neuer Spielelemente und ein paar Innovationen ist dabei das grundlegende Spielprinzip komplett gleich geblieben. Kenner werden daher kaum bis gar keine Einarbeitungszeit benötigen, für alle anderen gibt es jedoch ein umfangreiches Tutorial, das alle wichtigen Schritte erklärt und uns die Basics des Spiels schnell näher bringt. Sind wir später etwa sogar gezwungen, das Budget bestimmter Gebäude zu erhöhen, um besondere Zufriedenheitswerte zu erreichen, ist das dabei erlernte Detailwissen auch wichtig. So stehen die Spieler dann nicht auf dem Schlauch, wenn „Tropico 6“ doch einmal ungewöhnlichere Aufgaben stellt. Davon abgesehen dürfen sich die Kenner der Reihe aber auch gern direkt in den Sandbox-Modus stürzen und im Endlosspiel eine beliebige Karte zu einer erfolgreichen Insel machen. Rechnet man den hinzu, kann man die Gesamtspielzeit sogar noch deutlich erhöhen.

    Tropico 6

    Stiefmütterlicher Multiplayer
    Spannend ist unterdessen auch, dass „Tropico 6“ wie auch bereits der fünfte Teil erneut auf einen Multiplayer-Modus setzt. Da kann man dann im Team miteinander, aber auch gegeneinander um die Vorherrschaft einer Inselgruppe spielen und sich miteinander messen. Schade nur, dass bei unserem Test nur wenige Spieler dort anzutreffen waren, wenngleich durchaus das ein oder andere Spiel hier zustande kommen kann. Im Kern aber scheint die „Tropico“-Reihe für die meisten Fans doch ein Singleplayerspiel zu sein, sodass sich die meisten Spieler wohl auf die dazugehörige Kampagne stürzen.

    Vorausschauende Politk
    Nun, kein Wunder, entwickelt das Spiel vor allem im letzten der vier Zeitalter eine gewisse Komplexität und entwickelt gerade beim Wechsel der Zeitepochen spannende Probleme, die auf unserem eigenen Handeln beruhen – etwas, wobei der Multiplayer mitunter sogar eher stören könnte. Wie es sich für einen echten Diktator gehört, bekommen wir früher oder später natürlich auch wichtige Werkzeuge an die Hand, mit denen wir die Zufriedenheitswerte, die in unterschiedliche Kategorien wie Wohnraumzufriedenheit, Arbeitszufriedenheit und vieles mehr unterteilt sind, verändern können. Propaganda etwa spielt eine große Rolle, wenn wir mit Radiosendern und Fernsehstationen politischen Einfluss auf die Bevölkerung nehen. Aber auch gesellschaftliche Entscheidungen sind wichtig: Bauen wir zum Beispiel nicht früh genug Hochschulen und Universitäten, kann es später bei den anspruchsvolleren Berufen etwa in der Pharmaindustrie passieren, dass wir die fähigen Arbeitnehmer teuer aus dem Ausland importieren müssen. Und auch die Wissenschaft spielt eine Rolle, denn nur mit Bibliotheken und anderen Einrichtungen generieren wir Forschungspunkte, mit denen wir Verbesserungen und politische Mittel erforschen. Auch dafür braucht es aber natürlich hoch gebildete Mitarbeiter. Rechnet man all diese Bereiche zusammen, wird schnell klar, wieso „Tropico 6“ seine Spieler so lange fesseln kann.

    Die alleinige Macht
    Den besonderen Reiz aber machte bei „Tropico“ seit je her das politische System aus. Denn schließlich sind wir ja nicht ohne Grund Diktator. Das bedeutet, dass wir so ziemlich alles machen können, was immer wir wollen: Die Verfassung ändern wir einfach nach Belieben, mit Verordnungen ermöglichen wir uns diverse Vorteile und die Minister sorgen zudem für Modifikatoren. Spannend ist das vor allem deshalb, weil jede unserer Entscheidungen echte Auswirkungen auf das gesamte Spiel haben: So manche Verordnung verbessert den Ruf bei einer Fraktion, verschlechtert zugleich aber den Ruf bei einer anderen. Andere Verordnungen senken wiederum Preise, erhöhen diese aber an anderer Stelle. Da muss schon wohlüberlegt sein, welche politischen Entscheidungen wir wirklich treffen und ob wir eine Fraktion mit ohnehin bereits niedriger Zustimmung noch weiter verärgern wollen – oder ob wir an der Stelle einfach mal die Forderung einer anderen Fraktion ablehnen und lieber dessen Rufschädigung in Kauf nehmen. Manche Entscheidungen, wie etwa das Ändern der Verfassung auf bestimmte Weise kann sogar dazu führen, dass wir anschließend keinerlei Verordnungen mehr erlassen können. Am Ende geht es aber vor allem darum, wiedergewählt zu werden und keine Rebellion zu riskieren. Leichter gesagt, als getan, denn hier ist wirklich alles möglich: Totalitärer Kommunismus? Industrieller Ausbeuterstaat? Religiöse Diktator? Alles kein Problem.

    Tropico 6

    Gelungenes Spiel mit Schwächen
    Leider stellen wir fest, dass „Tropico 6“ – obwohl insgesamt ein so gelungenes Spiel – trotzdem seine Schwächen hat. So sind nicht immer alle Abläufe nachvollziehbar und auch diverse Bugs plagen das Spiel. Warum etwa unsere Arbeiter oftmals kleine Hütten direkt neben dem Arbeitsplatz errichten, obwohl in der Innenstadt schöne günstige Wohnungen auch für die ärmere Bevölkerung frei sind, erschließt sich uns nur selten. Auch das Kampfsystem, das wir zum Glück nicht allzu häufig brauchen, leidet mitunter an Aussetzern, sodass unsere Truppen an Gegnern einfach vorbei marschieren oder einen Kampf nicht beenden wollen, selbst wenn die Gegner schon lange vernichtet wurden. Ganz zu schweigen von Baubüros, die plötzlich mal Gebäude nicht bauen wollen, außer wir schalten die Priorität hoch oder Bürgern, die einfach mal an einem Gebäude stecken bleiben und ihren normalen Tätigkeiten deshalb nicht mehr nachkommen. Insgesamt mögen das zwar nur Kleinigkeiten sein, die den Spielspaß nur gering trüben, manchmal jedoch nervig auffallen.

    Fazit:
    Der sechste Teil der beliebten „Tropico“-Reihe ist ein herrlich komplexes Aufbaustrategiespiel, bei dem wir erneut in die Rolle eines Diktators schlüpfen und dabei amüsante Kommunismussatire geboten bekommen. Wenn man über kleinere Schwächen und Bugs hinweg sehen kann, bekommt man hier Langzeitmotivation voller wirtschaftlicher und politischer Möglichkeiten geboten. Vielleicht das bisher beste „Tropico“-Spiel.

    Tropico 6 Wertung