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  • Train Sim World: Rapid Transit
    Eine der wohl geschäftigsten und wichtigsten S-Bahn-Strecken Deutschlands dürfte die Route zwischen Leipzig und Dessau sein. In der Rolle eines Lokführers der S-Bahn Mitteldeutschland müssen auch wir dabei feststellen, dass die interessante Strecke keineswegs immer nur einfach zu fahren ist. Auf der unterirdischen Stammstrecke unterhalb der Leipziger Innenstadt sind die Entfernungen derartig kurz, dass exaktes Bremsen durchaus zu einer Herausforderung sein kann – ehe es anschließend bergauf in Richtung Norden in die Tiefen der ehemaligen DDR geht. Doch dank des modernen Talent 2-Triebwagens, der von seinen Liebhabern gerne auch „Hamsterbacke“ genannt wird, sollte selbst die schwierigste Herausforderung zu meistern sein.

    Kritik:
    Die modernste und aktuellste Eisenbahnsimulation unter dem Titel „Train Sim World“ dürfte wohl eine der grafisch aufwändigsten Simulationsspiele auf dem gesamten Spielemarkt sein. Erst im Frühjahr dieses Jahres mit einer amerikanischen Route erschienen, dürfen wir uns mit „Rapid Transit“ nun erstmals auf eine deutsche Strecke wagen und unser Können im reinen Passagierverkehr unter Beweis stellen. Einmal mehr bietet sich mit der neuesten Route allerdings nur die übliche Streckenlänge. Mehr als die üblichen sechzig Kilometer Strecke sollte man bei diesem Addon also ebenfalls nicht erwarten. Eine komplette Linienführung ist damit nicht unbedingt möglich – aber dennoch der wohl realistischste Einblick in die Fahrzeuge der Deutschen Bahn, den wir je gesehen haben.

    Train Sim World: Rapid Transit

    Eine echte Simulation
    Im Mittelpunkt des neuen „Rapid Transit“ dürfte neben der deutschen Strecke, vor allem auch der Triebwagen der Baureihe 1442 stehen, der unter Kennern auch schlicht „Talent 2“ genannt wird. Und wer nach dem klassischen Train Simulator nun erstmals auf Train Sim World umsteigt, wird aus dem Staunen wohl so schnell nicht mehr herauskommen: Die Grafik gestaltet sich nämlich derartig realistisch, dass nicht mehr viel fehlen würde, um den Zug kaum noch von einem realen Foto unterscheiden zu können. Das fängt bei kleinen Details wie den Spiegelungen auf dem Außenblech an und setzt sich sogar bis hin zur animierten Einstiegsrampe fort. Jede Kleinigkeit in und am Talent 2 passt perfekt und entspricht nahezu exakt der Realität. Umso erfreulicher dann, dass auch die Technik des Zuges – bis auf einzelne Kleinigkeiten wie die Haltestellenansage – funktionsfähig simuliert wurde. Da vermisst man am Ende wohl nur noch den Zielanzeiger, wenn wir ansonsten fast den Eindruck haben, in einem echten Zug der Deutschen Bahn zu sitzen.

    Train Sim World: Rapid Transit

    Hübsches Leipzig
    Ebenso gut kann sich natürlich die Strecke ansich sehen lassen, die ziemlich exakt dem realen Vorbild gleicht. Selbst die Säulen und Steine des Leipziger Tiefbahnhofs lassen sich von Fotoaufnahmen mitunter kaum unterscheiden. Gleichzeitig macht die Besiedelung entlang der Strecke einen absolut realistischen Eindruck, sodass wir nicht nur einzelne Häuser wieder erkennen, sondern wirklich der Eindruck erweckt wird, wir befänden uns auf der echten Strecke. Ein Kartenende ist hier jedenfalls bis zum Horizont nicht in Sicht. Kleine zusätzliche Details, wie etwa glaubwürdig aussehende Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn oder niedliche kleine Bahnübergänge machen dabei deutlich, dass die Entwickler sehr viel Detailverliebtheit in ihr neuestes Addon gesteckt haben. Schade, wenn dann wichtige Details im Fahrbetrieb, wie etwa Haltepositionsschilder, leider doch vergessen werden – gerade hier sollte doch das Hauptaugenmerk liegen.

    Train Sim World: Rapid Transit

    Die einsame Strecke
    Problematisch wird bei genauerem Hinsehen aber spätestens die Tatsache, dass ein realistischer Betriebsablauf kaum simuliert werden kann. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mit „Rapid Transit“ lediglich ein einziger Zug – nämlich der Talent 2 – mitgeliefert wird. Auf Regionalbahnen oder gar Güterzüge müssen wir selbst als KI-Verkehr vollständig verzichten. Spätestens an einem der größeren Bahnhöfe außerhalb Leipzigs angelangt, wirkt es doch ganz schön unrealistisch, wenn wir nicht einmal einem klassischen Doppelstockwagen begegnen. Wenn uns ausschließlich Züge entgegen kommen, die exakt so aussehen, wie unser eigener, erscheint das auf lange Sicht nicht sonderlich glaubwürdig. Da hätte man sich zumindest die Mühe machen sollen, noch das ein oder andere zusätzliche Rollmaterial hinzuzufügen – wie immerhin beim alten Train Simulator noch üblich gewesen.

    Train Sim World: Rapid Transit

    Arbeit ohne Hindernisse
    Schade ist dann erst recht, wenn man auch die Szenarien nicht sonderlich interessant gestaltet. Die fünf enthaltenen Aufgaben beschränken sich schließlich komplett darauf, uns einmal von A nach B zu schicken – ohne etwa roten Signalen zu begegnen, unvorhersehbaren Ereignissen oder irgendwelchen anderen Hindernissen. Hier baut man kein spannendes Erlebnis auf, bei dem wir auf Situationen reagieren müssen, sondern wir fahren schlicht bei dauerhaft grünen Signalen über die offene Strecke. Eine Herausforderung für den erfahrenen Eisenbahnfan ist das nun wirklich nicht. Fans des alten Train Simulators könnten hier den Eindruck erhalten, „Train Sim World“ sei lediglich ein Grafikblender, der zwar hübsch aussieht, aber unter der Haube wenig zu bieten hat. Und dabei hat uns das vorherige Addon „Great Western Express“ noch bewiesen, welche Möglichkeiten in diesem Spiel stecken und wie man Szenarien etwas interessanter gestalten kann.

    Train Sim World: Rapid Transit

    Die kaputte Türe
    Dafür orientiert man sich aber ansonsten durchaus an einem gewissen Realismus – allerdings mit dem kleinen Problem, dass das offenbar keineswegs gewollt ist. Wie bei der Deutschen Bahn auch in der Realität desöfteren vorkommend, funktionieren die Türen des Zuges schließlich nicht richtig. Das passiert allerdings nicht, weil hier ein Defekt glaubwürdig simuliert werden soll, sondern weil es sich schlicht um einen Bug des neuesten Addons handelt, bei dem die Türanimation der hinteren Tür gelegentlich nicht funktioniert. Einmal die Kameraperspektive gewechselt und schon ist selbige Tür dann plötzlich geöffnet. Ein solcher Fehler dürfte wohl auf ähnlichen Problemen basieren, wie wir sie in „Great Western Express“ schon mit den Verzerrungen der entgegenkommenden Züge hatten. Auch an dieser Stelle wird deutlich, dass „Rapid Transit“ leider noch nicht ganz ausgereift ist – obwohl es dennoch einen echten Augenschmaus und ein realitätsnahes Fahrvergnügen bietet.

    Fazit:
    Schaut man über kleinere Schwächen hinweg, bekommt man mit „Rapid Transit“ nicht nur die erste deutsche Strecke für Train Sim World geboten, sondern zugleich auch ein detailliert simuliertes Fahrerlebnis mit einer beeindruckenden Grafik.

    Train Sim World: Rapid Transit Wertung