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  • The Evil Within 2
    Nachdem seine Tochter bei einem Hausbrand qualvoll ums Leben kam, hat sich für Detective Sebastian Castellanos alles geändert. Den schweren Verlust verkraftet er auch nach einiger Zeit nur sehr schwer. Das bessert sich unterdessen nicht gerade dadurch, dass er eines Tages von mysteriösen Personen in schwarzen Anzügen aufgesucht wird, die behaupten, seine Tochter sei immer noch am Leben. Sie betreiben nämlich ein geheimes Forschungslabor, in dem es ihnen gelungen ist, eine Maschine zu erschaffen, in der die Psyche eines Menschen in einer virtuellen Umgebung weiter existieren kann. Dummerweise kam es offenbar zu einigen schwerwiegenden technischen Problemen – und es würde seiner Tochter Lily das Leben kosten, würde man sie einfach aus der Maschine entfernen. Für Castellanos bedeutet das: Er muss selbst in die Maschine und die Synapsen seiner Tochter aus der grauenvollen Umgebung befreien. Doch nicht einmal er hätte sich die psychologischen Abgründe vorstellen können, die ihm dort schon bald begegnen würden…

    Kunst der Grausamkeiten
    Man mag sich schon seit vielen Jahren darüber streiten, ob Videospiele eigentlich wirklich Kunst sein können. Sind allerdings die Erfinder des ersten „Resident Evil“ am Werk, dann beherrschen sie ihr Handwerk zumindest in einer Hinsicht bestens: Wenn es darum geht, möglichst grausame und abstrakte Kreaturen zu erschaffen, die den Spieler in Angst und Schrecken versetzen, sind sie wahre Meister ihres Faches. Dieses Mal setzen sie allerdings nochmal einen drauf und bauen ihre ganz spezielle Auffassung von Kunst geschickt in die Story ein. Geradezu fasziniert und verstört zugleich sind wir von den Kunstwerken der Antagonisten, mit denen wir es in „The Evil Within 2“ zu tun bekommen.

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    Ein mysteriöser exzentrischer Typ, der uns grob an eine gestörte Figur aus irgendeinem Marvel-Comic erinnert, stolziert elegant durch die fiktive Traumwelt, um endlich unfreiwilliges Publikum für seine Werke zu finden. Der Fußboden mit schickem Parkettboden ausgelegt, an den Wänden hängen elegante rote Vorhänge herab und in der Mitte des Raumes entfaltet sich der wahre Schrecken. Ein Mann schwebt in der Luft, sein Kopf wird von einer Pistolenkugel durchbohrt und er scheint eingefroren in der Zeit, um die Schönheit des Todes festzuhalten – wie unser erster Antagonist selbst ausdrückt. So in etwa darf man sich die Inszenierung von „The Evil Within 2“ vorstellen. Doch dabei soll es definitiv noch nicht einmal bleiben.

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    Resident Evil lässt grüßen
    Im späteren Verlauf des Spiels erkennt man schließlich recht gut, dass hier tatsächlich die Erfinder des „Resident Evil“-Franchises am Werk sind. Spätestens wenn uns riesige mutierte Monster mit fünf Köpfen und gruselig langen Haaren begegnen, die uns mit einer überdimensionalen Kreissäge als Handersatz verfolgen, ist nämlich schnell klar, dass „The Evil Within 2“ sicherlich kein Spiel für schwache Nerven ist. Das Creature Design dürfte kaum zu übertreffen sein und stellt sogar alles, was wir bisher in den Resident Evil-Filmen gesehen haben, locker in den Schatten. Eine gehörige Portion Brutalität natürlich inklusive. Angesichts der doch recht häufig beeindruckenden Bilder möchten wir doch am liebsten stehenbleiben und einen Screenshot vom Monster machen, als uns auf den eigentlichen Kampf zu konzentrieren. Die Darstellung des Grauens kann schon eine verstörende Faszination auslösen. Und das gelingt „The Evil Within 2“ mit Bravour – über seine gesamte Spielzeit hinweg.

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    Stereotyp mit menschlichen Zügen
    Dabei ist das Horror-Adventure längst nicht nur ein einziges Gemetzel, wenngleich es davon auf jeden Fall mehr als genug zu sehen gibt. Der zweite Teil der beliebten Horrorspiel-Reihe versucht nämlich mit psychologischem Tiefgang auf die Dämonen der Hauptfigur einzugehen und dabei zu ergründen, welch schreckliche Vorstellungskraft ein menschliches Wesen im Extremfall entfalten kann. Interessant dabei: Die Hauptfigur ist klassischer Stereotyp und tiefgründiger Charakter in einem. Einerseits abgebrühter Cop, der genauso gut in jedem 80iger Jahre Actionstreifen mitspielen könnte. Andererseits aber auch ein zutiefst menschlicher Charakter, der versucht mit seiner eigenen Verzweiflung umzugehen und seine Emotionen dabei nicht immer unter Kontrolle hat. Damit gelingt „The Evil Within 2“ ein Spagat, der aber auch verdeutlicht, warum das Spiel nur in erwachsene Hände gehört: Es erzeugt Verständnis für Gewalt und Grausamkeiten.

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    Angst vor der Zukunft
    Und dabei gelingt es dem Spiel außerdem, mit den Ängsten des Spielers und der Hauptfigur zu spielen. Es ist nicht etwa so, dass wir uns während der eigentlichen Kämpfe unwohl fühlen, oder von den Kreaturen eingeschüchtert werden. Stattdessen steht die Angst vor dem Unbekannten im eigentlichen Mittelpunkt. Die ständige Befürchtung, welche Gefahr wohl hinter der nächsten Tür lauern wird oder welche Spielchen die psychopathischen Antagonisten wohl nach der nächsten Ecke mit uns spielen werden, fesselt und beklemmt zugleich. Es sind Figuren, wie der geistesgestörte „Künstler“, die uns ein Gefühl des Unwohlseins verleihen können und nicht etwa die zombieartigen Gestalten auf den Straßen. Und eines kann man wohl sagen: In Sachen Horror macht ein Spiel wohl alles richtig, wenn wir den Kampf gegen die eigentlichen Monster als Verschnaufpause betrachten.

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    Linear oder doch nicht?
    Generell haben die Entwickler aber offenbar ziemlich viel Spaß dabei gehabt, den Spieler in die Irre zu führen und ihn an der Nase herum zu führen. Spielerisch versucht „The Evil Within 2“ nämlich den Spagat zwischen linearer Erzählung und offener Spielwelt. Mit dem kleinen Trick, dass man innerhalb einer Maschine mit virtueller Umgebung die Grenzen der Physik durchaus mal ignorieren kann. Denn so mancher Antagonist ist in der Lage, die Welt nach seinen Vorstellungen zu manipulieren – und den Spieler damit als Spielball in einem Psychospielchen zu missbrauchen. Der Ablauf des Spiels entspricht dabei nicht immer den Grenzen der Logik und hinter der einen Ecke kann plötzlich ein gänzlich anderer Raum stecken, der gar nicht dort sein dürfte. Trotzdem haben wir relativ häufig die Möglichkeit, uns in einer offenen Welt zu bewegen, alternative Wege zu finden oder interessante Gegenstände einzusammeln.

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    Selbst ist der Mann
    Apropos Gegenstände: Um den Spieler langfristig am Ball zu halten, stellt das Crafting einen zentrales Spielelement dar. Nicht etwa, weil „The Evil Within 2“ das wirklich gebraucht hätte, denn bereits die Story selbst ist fesselnd genug, dass wir uns genauso gut auch komplett darauf konzentrieren könnten. Aber die Spielmechanik wird durch diese Hilfsmittel durchaus bereichert. Überall in der Welt finden wir Objekte und Rohstoffe, mit denen wir Munition oder Heilmittel herstellen können. Waffenteile sorgen dafür, dass wir unsere Knarren nach Belieben verbessern können und auf ganz interessante Weise sorgt ein eklig ausschauendes grünes Sekret aus den Kadavern der zerlegten Gegnern für die nötigen Erfahrungspunkte, um unsere Fähigkeiten ein bisschen aufzuwerten.

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    Ausbilden der Fähigkeiten
    Richtig gelesen: Neben all dem Horror und der Gewalt, hat das Spiel zugleich auch noch ein paar Rollenspielelemente zu bieten. In einem komplexen Fähigkeitenbaum können wir so nämlich unsere Werte für Gesundheit, Heilung, Kampfstärke, Ausdauer und List verbessern und uns dadurch früher oder später gewisse Vorteile verschaffen. Da wir allerdings bis zum Ende des Spiels niemals alle Fähigkeiten voll ausbauen können, gestalten wir so nach und nach einen völlig individuellen Charakter mit eigenen Stärken und Schwächen. Schade ist an der Stelle dann lediglich, dass die Rollenspielelemente – etwa in Form von Quests – nicht allzu intensiv ausgebaut wurden. Hier und da gibt es zwar durchaus Nebenmissionen, die bleiben aber stets sehr überschaubar. Ein echtes Rollenspiel möchte „The Evil Within 2“ also nicht sein und das ist – wie wir finden – auch gut so. So nämlich kann sich das Spiel komplett auf seine Kernelemente konzentrieren.

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    Konfrontation und Versteckspiel
    Und die bestehen überwiegend auch aus einer Mischung aus klassischer Stealth-Action und typischen First-Person-Shooter. Auch hier macht das Horror-Adventure vor allem deshalb einiges richtig, weil es dem Spieler oft genug die freie Wahl lässt, wie er vorgehen möchte. Ob versteckt hinter den Deckungen her schleichend und darauf wartend, dass er die Kreaturen still und leise von hinten angreifen kann oder im offenen Kampf mit möglichst voller Waffenkraft. Spannend wird das allerdings dadurch, dass so mancher Spieler geradezu instinktiv zu einer Kombination aus beiden Vorgehensweisen greifen wird und sich damit eine gelungene Spieldynamik ergibt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil eine der wichtigsten Waffen nicht unbedingt eine klassische Schusswaffe ist.

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    Kreatives Bolzenschießen
    Denn wenn wir nicht gerade zur Pistole oder zum Schrotgewehr greifen, hat vor allem die Armbrust eine recht zentrale Funktion in diesem Spiel. Mit unterschiedlichen Bolzen können wir so nämlich auch unterschiedliche Gegner bekämpfen und bekommen ein ganz neues Spielgefühl. Hat man diese Waffe möglichst frühzeitig aufgesammelt, liefern Energie-, Explosions-, Rauch- und Kältebolzen eine spannende Abwechslung, die dazu einlädt, möglichst detailliert ausgetestet zu werden. Und tatsächlich: Für unterschiedliche Gegner eignen sich manchmal völlig unterschiedliche Mittel. Kurz gesagt: „The Evil Within 2“ animiert uns gar dazu, die Waffen desöfteren einmal zu wechseln und nicht stur mit derselben Vorgehensweise durch die Kapitel zu schlendern. Auch in dieser Hinsicht macht das Spiel also alles richtig.

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    Gar keine so höllische Technik
    Dann freut man sich übrigens umso mehr, wenn ein ohnehin schon so hervorragendes Spiel sein Spielerlebnis zusätzlich auch nochmal mit einer technisch ausgezeichneten Portierung und Programmierung abrundet. Ein derartig performantes und stabiles Spiel haben wir in den vergangenen Jahren tatsächlich nur selten gesehen. Und auch Bugs müsste man über die gesamte Spielzeit hinweg schon sehr intensiv suchen, um überhaupt fündig zu werden. Hier kann man also wahrlich nicht meckern. Zumal auch die Grafik dabei nicht gerade von schlechten Eltern ist und sich durchaus vor aktuellen Referenztiteln nicht verstecken muss. Derartig schöne Monster sieht man also auch nicht alle Tage. Kleiner Tipp am Rande: Ein möglichst hochwertiges Audioequipment kann sich zusätzlich lohnen, damit der geniale und stimmungsvolle Soundtrack ebenso gut zur Geltung kommt, wie die Optik des Spiels.

    Fazit:
    Mit zahlreichen Überraschungen, einem grandiosen Creature Design und einer künstlerisch fesselnden, geradezu filmreifen Inszenierung liefert „The Evil Within 2“ das vermutlich beste Horror-Adventure des Jahres. Selten hat uns ein Spiel derartig verstört und fasziniert zugleich.

    The Evil Within 2 Wertung