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  • Mönchengladbach: Musikalisches Feminismuskabarett mit Suchtpotenzial
    13. Mai 2022 | 14:21

    Auf einer Kleinkunstbühne mit etwa 100 – 120 Zuschauern, da fühlen sich Julia Gámez Martin und Ariane Müller wohl. Da kann man provozieren, die Reaktionen des Publikums erleben, selbiges vielleicht auch mal aktiv in das Programm einbinden. So auch am 12. Mai 2022 als das Musik-Comedy-Duo Suchtpotenzial im kleinen Theater im Gründungshaus, das inzwischen auch Heimat des Quatsch Comedy Clubs geworden ist, im Mönchengladbacher Stadtteil Eicken auftrat. Das Publikum – überraschenderweise – etwas älter, bekam inhaltlich im wahrsten Sinne das volle Programm ab: Julia und Ariane ließen sich gerne am Feminismus und Sexismus aus und provozierten, wo sie nur konnten, oft sogar weit unterhalb der Gürtellinie. “Spießig” war hier allerdings niemand: Wenn das Duo plötzlich auf der Bühne ihren Song “Ficken für den Frieden” anstimmt, der im Radio nicht einmal vor 22 Uhr laufen darf, waren die ältesten Zuschauer aktiv mit dabei und hatten sichtlichen Spaß daran, den Song doch einfach mal selbst aus der hinteren Reihe mitzusingen.

    Suchtpotenzial @ TIG Mönchengladbach

    So richtig ernst darf man “Suchtpotenzial” allerdings nicht nehmen, denn das tun die 41-jährige Ariane und die 35-jährige Julia selbst nicht. Während ihrer Bühnenshow ging es schon ziemlich albern daher, das sahen die beiden Frauen schließlich genauso. Manchmal ein bisschen pöbelnd wird da selbst der verrückteste Aufreger überaus witzig verpackt und sich gegenseitig der Ball zuspielt. Stand Up-Comedy mit einer Einzelperson kennen wir ja zu genüge. Faszinierend aber ist es zu sehen, wie die beiden Frauen sich gegenseitig als perfekt eingespieltes Team den Ball zuspielen und ihre Comedy sogar noch im Duett mit Musik und Gesang untermauern. Und das beherrschen die beiden in Perfektion: Verblüfft stellte das Publikum an diesem Abend fest, welch eindrucksvolle Gesangsstimmen das Duo mitbringt und wie viele verschiedene Tonlagen sie dabei beherrschen.

    Thematisch machen sich Ariane und Julia über vieles lustig. Auch über typische Klischees verschiedener deutscher Regionen. Ein musikalisches Highlight waren sicherlich die zahlreichen Gags über Regionen wie Berlin, Hamburg oder das Schwabenländle – natürlich im entsprechenden Dialekt aus der jeweiligen Region gesungen und das überraschend authentisch. Zu lauschen, wie Julia Gámez Martin wirklich jeden deutschen (und österreichischen, sowie schweizerdeutschen) Dialekt perfekt nachahmen kann – da blieben die Lacher des Publikums nicht aus. Und wenn sie sich dann zum Ende der Show auch noch über den Gender PayGap auslassen, reißen sie mit ihrer Stimme regelrecht die Hütte ab: “Wir sind genauso scheiße wie ihr” heißt es in dem mitreißenden Song, in dem sie die Ungleichbehandlung durch den Gender PayGap damit kritisieren, dass Frauen sich ja schließlich genauso asozial verhalten, wie Männer. Mit einer solch humorvollen Ironie und solch eindrucksvollem weiblichen Draufgängertum würde vermutlich auch der echte Feminismus weitaus mehr erreichen. Das ist feministische Comedy mit der Abrissbirne – und die macht beiden Geschlechtern verdammt viel Spaß.

    Suchtpotenzial @ TIG Mönchengladbach