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  • Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry
    Die letzte Nacht muss für Larry Laffer ganz schön wild gewesen sein, denn er kann sich einfach nicht daran erinnern, wie er unter dem Kanaldeckel von Leftys Bar gelandet ist. Vermutlich liegt es an dem neuen Gesöff von Lefty, das der Gesundheitsbehörde ohnehin schon seit längerem ein Dorn im Auge ist. Doch das erklärt nicht, wieso sich noch so viele andere Dinge geändert haben: Gestern noch im Jahre 1987 die hübschesten Frauen aufgerissen, scheint das inzwischen längst nicht mehr zu klappen: Online-Dating auf Timber steht an der Tagesordnung und dann haben auch noch alle diese seltsamen eckigen Geräte in der Hand. Da wird auch dem schmierigen Lustmolch plötzlich klar: Er muss offenbar irgendwie im Jahre 2018 gelandet sein. Doch wie er in die Vergangenheit zurückkehrt, scheint den Aufreißer überhaupt nicht zu interessieren, denn für ihn ist nur eine Frage wichtig: Wie bekommt man die Frauen im 21. Jahrhundert rum? Damit hatte Larry Laffer aber ja schon immer mehr Schwierigkeiten, als er es selbst wahrhaben möchte…

    Kritik:
    Mehr als dreißig Jahre ist es inzwischen her, dass wir zum ersten Mal in die Rolle des Lustmolches Larry Laffer schlüpfen und ihn am heimischen Rechner schwanzsteuern konnten. Nun hat er seinen geliebten Larry endlich wieder hochbekommen und kommt (kommen, hihi) endlich wieder (zurück auf den PC).

    Larry versteht die Welt nicht mehr
    Die Idee des neuen Publishers Assemble Entertainment ist dabei so einfach, wie genial: Um die alte Spielereihe auch auf den neuen Zeitgeist und ein neues Publikum zuzuschneiden, hat man Larry Laffer einfach eine kleine Zeitreise machen lassen: Vom Jahre 1987 wird er so kurzerhand in das Jahr 2018 katapultiert, wo die alten Aufreißtechniken nicht mehr so ganz funktionieren. Einfach in der nächsten Bar die hübschen Frauen aufreißen wie damals – das scheint in der heutigen Zeit, in der alle auf eckige Bildschirme starren, überhaupt nicht mehr zu funktionieren. Timber, Instacrap und das neue PiPhone dominieren die Gesellschaft und selbst das Dating des anderen Geschlechts scheint nur noch darüber möglich sein. Und damit ist die wichtigste Hauptquest des Spiels auch schon geschaffen: Larry Laffer muss seinen Timber-Score erhöhen, um endlich seine Traumfrau ins Bett zu bekommen.

    Leisure Suit Larry

    Sex Sells – ganz zur Freude von Larry
    Der Weg dahin ist allerdings gar nicht so einfach, auch wenn die neue sexuelle Offenheit dem einstigen Macho offenbar ganz gut gefällt: Erst einmal einen Schritt in die Innenstadt von New Lost Wages gesetzt, wird er von lauter Phallussymbolen und Sex Sells schon fast erschlagen. In einem beinahe niedlichen Zeichentrickstil gestaltet, hat das neueste „Leisure Suit Larry“-Spiel so ziemlich alles zu bieten, was sich die unanständigen Spieler so wünschen: Häuser in der Form von Penissen, Smartphone-Logos geformt wie weibliche Genitalien, schmierige Flüssigkeiten wohin man auch schaut, reichlich Nacktfotos auf Instacrap und was noch viel wichtiger ist: Sexspielzeug fast an jeder Ecke. Die Fantasie des witzigen Larry Laffer kann man damit reichlich beflügeln – was es für ihn umso frustrierender macht, einfach keinen Erfolg bei den Frauen zu haben.

    Die Sache mit dem Kondom und der Ratte…
    Aus spielerischer Sicht brauchen wir die meisten Objekte sogar, denn in dem Point & Click-Adventure warten reichlich Kombinationsrätsel auf den Spieler. Die sind genau genommen eigentlich nicht schwer, können aber trotzdem dazu führen, dass selbst erfahrene Spieler einmal völlig auf dem Schlauch stehen. Nicht deshalb, weil man seine grauen Zellen dafür übermäßig anstrengen müsste, sondern weil sie zum Teil so komplett absurd sind, dass man erstmal damit… äh, darauf kommen müsste. Ein bisschen Ekelresistenz kann dabei übrigens nicht schaden: In einem Rätsel müssen wir etwa ein Kondom, eine leere Toilettenpapierrolle und ein angefressenes Kaugummi miteinander kombinieren, um daraus eine Rattenfalle zu bauen, mit der wir eine solche dann auch kurzerhand einfangen. Und jeder Genrefan wird wahrscheinlich zustimmen: Wenn man wegen solch verrückter Lösungswege dann doch im Netz nach einer Lösung suchen muss, weil man einfach nicht darauf kommt, passiert genau das, was Adventurespieler am wenigsten mögen. Denn eigentlich möchte man die Rätsel doch ohne fremde Hilfe meistern.

    Too much input
    Aber keine Sorge: Allzu explizit wird „Leisure Suit Larry – Wet Dreams Don’t Dry“ auch in der ekligsten Szene nicht, denn es sind doch vor allem die Dinge, die wir nicht sehen können, die beim Spieler ein gewisses Kopfkino auslösen. So müssen wir uns etwa auf Einladung eines Schwulen (wie blöd für Larry) in einen Darkroom begeben, in dem wir tatsächlich ein schwarzes Bild auf dem heimischen Bildschirm zu sehen bekommen. Lediglich durch „Ertasten“ mit der Maus finden wir dann allerlei haarige, feuchte und riechende Dinge, die Larry natürlich liebend gerne einmal ausprobiert. Die Vorstellungskraft alleine reicht hier schon aus, um explizite sexuelle Darstellungen gar nicht erst sehen zu wollen. Von den Gurken und Gummipuppen fangen wir lieber gar nicht erst an…

    Leisure Suit Larry

    Larrys Schicksal ist vorbestimmt
    Damit ist aber auch klar: Spielerisch gibt das neue „Leisure Suit Larry“ – wohl ähnlich wie die damaligen Klassiker – nicht allzu viel her. Wir machen eben das, was man in einem Point & Click-Adventure üblicherweise so tut: Wir klicken uns durch die Gegend und kombinieren im Inventar gefundene Gegenstände, um damit neue… nunja, etwas absurdere Gegenstände zu basteln. Dazwischen warten vor allem ziemlich viele und überaus witzige Dialoge, die uns für das Weiterkommen (hihi, kommen) behilflich sein können. Schade ist nur, dass die Auswahl unserer Antworten überhaupt keine Rolle spielt, denn der Spielverlauf- und ausgang ist grundsätzlich immer derselbe. Wie wir uns entscheiden hat überhaupt keine Auswirkungen auf den Inhalt oder die Story des Spiels. Und das macht die Dialoge eigentlich sogar ein bisschen belanglos.

    Mit dem Larry gegen den Zeitgeist
    Problematisch ist das aber nicht, denn „Leisure Suit Larry“ setzt vor allem auf den Humor. Da geht es gar nicht einmal so sehr darum, was Larry Laffer so sagt, denn es ist ohnehin meistens zum Fremdschämen peinlich und wird dementsprechend von seiner Smartphone-KI kommentiert, sondern viel wichtiger ist, wie es Larry sagt. Mit eigentlich ununterbrochenen sexuellen Anspielungen und Witzen weit unterhalb der Gürtellinie, ist das neue „Leisure Suit Larry“ vielleicht das humorvollste Spiel, das wir in den letzten Jahren gespielt haben. Und da entpuppt sich sogar die Anpassung an den heutigen Zeitgeist als hervorragend, denn hier bekommt einfach jeder sein Fett weg: Hipster, Nerds, Cosplayer, Veganer, Bodybuilder, Apple-Jünger, Smartphone-Süchtige, Feministen, Influencer und wer sonst noch alles eine Steilvorlage dafür gibt, dass Menschen aus den 80iger Jahren vermutlich gewaltig mit dem Kopf schütteln würden. Und ja: Selbst die Schwulen-Szene nimmt sich selbstironisch auf die Schippe, denn mit der hat Larry Laffer – erfolglos wie er beim Aufreißen von Frauen nunmal ist – doch bekanntlich am meisten zu tun.

    Fazit:
    Der Lustmolch aus den 80iger Jahren ist wieder gekommen (kommen, hihi): Assemble Entertainment versetzt den alten Aufreißer Larry Laffer per Zeitreise in die Gegenwart und konfrontiert ihn dort humorvoll mit dem heutigen Zeitgeist. Verpackt als klassisches Point & Click-Adventure ist das nicht nur witzig und schlüpfrig, sondern regt auch das Kopfkino mehr als genug an.

    Leisure Suit Larry Wertung