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  • Game-Review: Tropico 4

    Tropico 4-cover

    Während die USA und die Europäische Union als scheinbar unangefochtene Weltmächte gelten, versucht es der Diktator einer tropischen Insel, es mit diesen Mächten aufzunehmen. Gemeinsam mit seinem Freund und Berater Penultimo versucht er, die wohl schönsten und größten Inseln der Welt aufzubauen, auf denen die Wirtschaft boomt und die es mit jedem noch so großen Feind aufnehmen können. Doch ausgerechnet seine alten Feinde sorgen einmal mehr dazu, dass ihm große Steine in den Weg gelegt werden und er schon bald als der Mörder der US-Präsidenten gilt. Nun liegt alles an ihm, seinen Ruf wiederherzustellen und sein Reich Tropico wieder zu neuem Ruhm zu verhelfen.

    Kritik:
    Während die Filmbranche doch meist von Hollywood profitiert, sind es doch gerade die Computerspiele, die oft und gerne wesentlich bessere Qualität aus Europa liefern können. Besonders im Aufbau- und Strategiesektor können wir da wohl zahlreiche hochgelobte Titel aufzählen und auch die beliebte „Tropico“-Reihe geht nun in die vierte Runde, um es endgültig mit der Konkurrenz aufzunehmen. Dabei bietet das Spiel jedoch anders, als die meisten anderen Aufbauspiele, ein gänzlich anderes Spielprinzip, das sich nämlich ganz und gar nicht auf den reinen Aufbau, sondern auch auf das politische Zusammenspiel konzentriert. Denn wir dürfen endlich unseren perversen politischen Phantasien freien Lauf lassen und in die Rolle eines Diktators schlüpfen, das ganz allein die Macht besitzt, über seine geliebte tropische Insel zu herrschen.

    El Presidente!
    So dreht sich letztendlich alles darum, die Gunst des Wählers zu ergattern und mit strategischem Handeln das Wohlbefinden der Bürger und eine stabile Wirtschaft zu gewährleisten. Dabei müssen wir die perfekte Balance zwischen Wirtschaftswachstum, Staatsausgaben und Wählerzufrieden finden und können schneller einmal Bankrott gehen, als es uns lieb ist. Ganz zu schweigen davon, dass sich das Volk schließlich nicht alles gefallen lässt und bei Missfallen der aktuellen Regierung auch gerne einmal gegen den Palast rebelliert. Damit sorgt „Tropico 4“ für eine besondere Herausforderung und ein ordentliches Geschick beim Spieler.

    Tropico 4 Screenshot

    Simpel, aber immer eine Herausforderung
    Damit es allerdings auch mit dem Einstieg perfekt klappt, liefert uns „Tropico 4“ zu Beginn ein umfangreiches, aber dennoch simples Tutorial, das uns den Spielinhalt genauestens erklärt. Das ist allerdings auch nötig, um schnell den Überblick über die Staatsbilanz und dessen Wählergunst zu behalten und möglichst schnell das Prinzip des Spieles zu erlenen. Dass dieses allerdings gar nicht so schwer ist, stellen wir dann recht schnell fest, nachdem wir nach kurzer Zeit bereits voll in die Kampagne einsteigen können. Durch die Grundlagen sind wir dann durchaus in der Lage das Spiel zu meistern, müssen aber dennoch noch viele Dinge entdecken, die für eine stabile Wirtschaft absolut unerlässlich ist. Doch hierfür bietet das Spiel schließlich auch einen komplexen Abbau von Rohstoffen und das Import/Export-Geschäft.

    Wirtschaft vs. Politik
    Bei der Wirtschaft bekommt „Tropico 4“ schließlich gewisse Ähnlichkeiten zu den Konkurrenzprodukten, denn auch hier dreht sich alles darum, Rohstoff abzubauen und diese weiter zu verarbeiten. Doch können wir mit der Verwendung auf unserer eigenen Insel praktisch kaum Einnahmen machen, da es absolut notwendig ist, das Export-Geschäft zu nutzen, um tatsächlich auch langfristig einen hohen Profit zu machen. Da die Handelspreise allerdings je nach Standort der jeweiligen Insel und gelegentlichen Missionsereignissen variieren können, müssen wir diese stets im Überblick behalten, um auch wirklich mehr Einnahmen, als Ausgaben machen zu können. Immerhin sollen der Betrieb einer Fabrik und der Import von Gütern nicht kostenlos sein.

    Tropico 4 Screenshot

    Das ändert allerdings alles nichts daran, dass bei „Tropico 4“ vor allem die Politik im Mittelpunkt steht und dabei hat beides offensichtlich auch einen Einfluss aufeinander. Schließlich kann sowohl die Politik für bessere oder schlechtere Handelspreis sorgen, als auch unsere eigene Wirtschaft, diverse Auswirkungen auf die Politik haben. Entscheiden wir uns schließlich für die Minenwirtschaft und sorgen nicht für ausreichend Müllentsorgungsanlagen kann das auf Umweltschützer einen besonders negativen Einfluss haben, während Kapitalisten sich eher an gewinnbringenden Fabriken, denn an Agrarbetrieben erfreuen. Gleichzeitig hat ein geringes Ansehen bei der jeweiligen Fraktion wiederum Auswirkungen auf die Außenpolitik und kann sogar zu einem Militärputsch führen. Es geht also in „Tropico 4“ keineswegs nur darum, möglichst hohe Einnahmen zu produzieren, sondern vor allem um die Balance in unserem Staat. Das dürfte auch im Aufbaugenre außergewöhnlich sein und kann für die nötige Abwechslung sorgen.

    Der Kampf um die Macht
    Für ein aufregendes und abwechslungsreiches Spielerlebnis sorgt dabei die gelungene Kampagne mit ihren zwanzig Missionen, die uns immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Da bekommen wir es in der einen Mission mit den USA als Feind zu tun, während wir in anderen wiederum erst einmal schwerfällig die Gunst der Wähler aufbauen müssen, oder gar zum größten Staat der Welt werden müssen. So bekommen wir auf jeder der zwanzig Inseln jeweils gänzlich andere Voraussetzungen und müssen immer wieder umdenken, wenn wir tatsächlich unser Ziel erreichen sollen. Zudem sorgen Naturkatastrophen und zur Kampagne passende politische Ereignisse für entscheidende Wendungen und neue Herausforderungen. Da kann es auch einmal passieren, dass wir mitten im Spiel plötzlich umdenken müssen, um tatsächlich unser Ziel noch erreichen zu können.

    Immer wieder sind dabei die Wünsche der Fraktionen, Länder und der Bevölkerung entscheidend und maßgebend für unseren Erfolg. In gewissem Maße müssen wir schließlich manchem Wunsch dann doch gerecht werden, um keine Wahlniederlage zu erleiden oder plötzlich mitten in einer Revolution zu landen. Vom Export von Gütern, über den Ausbau der Umweltschutzmaßnahmen, bis hin zu Sonderwünschen der Kirche soll da alles dabei sein. Dennoch hätte sich Kalypso hier hin und wieder durchaus mehr einfallen lassen können, da sich ein Großteil der Wünsche und Anforderungen immer wieder wiederholen und stets vor dieselben Herausforderungen stellen. Lediglich die Hauptziele weichen in jeder Mission ab und können den Schwierigkeitsgrad gewaltig steigern.

    Tropico 4 Screenshot

    Das Industrie-Monopol
    Der Schwierigkeitsgrad steigt allerdings nur auf den ersten Blick und auch nur bei vereinzelten Missionen mit schwierigen Hauptzielen. Insgesamt kann man, sofern man einmal den Dreh raus hat, fast jede der zwanzig Missionen im Handumdrehen schaffen. Das liegt allerdings überwiegend an dem zu einfachen Handelssystem, das es dem Spieler mit dem Aufbau der richtigen Industrie viel zu einfach macht. Haben wir die passende gewinnbringende Großindustrie erst einmal gefunden, wird selbst das Import/Export-Geschäft wesentlich profitabler, als der eigene Abbau von Rohstoffen. Niemals kommt es dabei vor, dass eine Industrie selbst negative Zahlen schreibt, da der Import oder der Rohstoffabbau immer günstiger sind, als der Export des Endproduktes. Da muss man gar nicht lange überlegen, für welchen Industriezweig man sich entscheidet und die der Schwierigkeitsgrad ist insgesamt recht niedrig bis mittel angesetzt. Lediglich die Ausgaben durch Infrastruktur- und Regierungsgebäude können da schon einmal zum Verhängnis werden, wenn die Kosten die Exporteinnahmen übersteigen. Dennoch hätte das Handelssystem selbst noch wesentlich komplexer gestaltet werden können, doch immerhin bietet „Tropico 4“ dank diesem simplen System doch einen sehr leichten und schnellen Einstieg. Insofern kann man dies durchaus als akzeptablen Kompromiss betrachten, wenngleich womöglich Hardcore-Strategiespieler lieber zu komplizierten Produkten greifen. Alle anderen Spieler, vom Anfänger bis zum Profi sind hier allerdings gut aufgehoben und werden sicherlich bis zu 40 Stunden Spaß mit diesem Spiel haben – für heutige Spiele eine beachtliche Zeit.

    Presidente mit Stärke
    Sympathisch erscheint unterdessen immer wieder die Aufmachung des Spieles. Allem voran kann da natürlich die außerordentlich gute Vertonung der Questgeber für einen hohen Wiedererkennungswert mit kräftigen Stimmen sorgen. Selbst der Presidente selbst, der auch einmal seine eigenen Missionsziele vorliest, kann mit seinem starken Dialekt und dem rustikalen Sound seiner Stimme einfach jederzeit Eindruck hinterlassen. Ganz zu schweigen natürlich auch von den anderen Stimmen, rund um Umweltaktivisten und Kapitalisten. Die passende Musik kann zwar den einen oder anderen Spieler sicherlich einmal nerven, wenn sie sich zum etlichen Male wiederholt, doch für einen Ohrwurm ist sie allemal gut. Da haben wir schließlich schon weitaus schlechtere Hintergrundmelodien für Wirtschaftssimulationen und Aufbaustrategiespiele gehört.

    Tropico 4 Screenshot

    Atmosphäre im Sonnenuntergang
    Grafisch muss man allerdings zugeben, dass „Tropico 4“ nun nicht gerade neue Maßstäbe setzt und dabei keineswegs als Referenz herhalten kann. Da fällt einfach zu schnell auf, dass die Anti-Aliasing-Option nicht umfangreich genug ausgefallen ist und auch die Grafik allgemein von Fotorealismus noch weit entfernt ist. Selbst auf maximalen Einstellungen müssen wir uns über unschöne Kanten bei schnellen Kameraschwenks ärgern und werden feststellen, dass es sicherlich weitaus schönere aktuelle Spiele geben mag. Nichts desto trotz wirkt sie dabei auch nicht altbacken und kann zeitgerechten Ansprüchen immerhin gerecht werden. Die liebevollen Tieranimationen und die niedliche Grünlandschaft sorgen außerdem für einen gewissen Sympathiebonus. Zudem findet „Tropico 4“ vor allem bei den stimmungsvollen Lichteffekten seine Stärken, sodass die Inseln im Sonnenuntergang trotz mangelnder Referenzgrafik stets sehr atmosphärisch wirken. Damit macht das Spiel auch in der letzten Mission noch sehr viel Spaß und wer selbst dann noch nicht genug hat, kann sich den vielen online verfügbaren Herausforderungen widmen.

    Fazit:
    Endlich schafft es „Tropico“ zur ernsthaften Konkurrenz für die beliebte „Anno“-Reihe zu werden und liefert uns spannende und abwechslungsreiche Herausforderungen zwischen Wirtschaft und Politik. Fans von Aufbauspielen sollten hier unbedingt zugreifen.